Nach langem Überlegen, weiteren kleinen und großen Nachbeben und endlosen Forschungen in den Weiten des Internets, entscheiden wir uns doch noch in die Berge zu gehen. Wir wissen, dass in dem Teil des Himalaya-Gebirges Alles so ist wie vorher, die Tourismusbehörde ist auch einverstanden und wir beschließen den kleinen Teil der eigentlich geplanten Trekking-Route zu absolvieren, die Poon Hill Runde.
Tag 1: Von Naya Pul (1.070m) nach Tikhedunga (1.540m)
Mit dem Taxi geht es erstmal nach Naya Pul, dem Startpunkt unserer Route. Hier bzw. ein paar Meter weiter in Borethani müssen wir unser Permit vorlegen und dann geht es auch schon los. Die Wanderung ist eigentlich relativ einfach, von ein paar steilen Stückchen mal ganz abgesehen, und ideal für den ersten Tag. Den ersten Regenschauer sitzen wir in Lamdawali bei einer heißen Suppe aus, um am Ende des Tages glücklich und zufrieden in Tikhedunga die erste Nacht in einer Berghütte zu verbringen.
Tag 2: Von Tikhedunga nach Ghorephani (2.874m) – ein endloses Meer aus Steintreppen
Am zweiten Tag merkt man auch direkt nach dem Aufstehen was man am Vortag so getrieben hat. Die Nacht war kalt, die Klamotten sind klamm aber nach einem anständigen Frühstück kurz nach dem Morgengrauen ist zumindest ein Teil der Motivation zurück. Wenn ich geahnt hätte was mich noch erwartet, wäre ich liegengeblieben. Dieses Stück der Strecke war nämlich nicht so lustig, denn der Großteil davon besteht aus Treppen, Treppen und Treppen. Einem Schild nach zu urteilen sind es mehr als 3.000 und das will ich gerne glauben, 1.300 Höhenmeter müssen ja auch irgendwie überwunden werden. Die ersten Stunden sind eine erbarmungslose Qual und da ich bekanntlich nicht die längsten Beine der Welt habe, arbeite ich unter erschwerten Bedingungen. Ich lasse die Eselkarawanen an mir vorbeiziehen und bin jedes Mal ein bisschen neidisch, wenn ich Leute sehe die ihr Gepäck von einem Porter tragen lassen aber nein, das kommt nicht in Frage, meinen Rucksack trage ich schon noch selbst! Generell bin ich ziemlich erstaunt was die kleinen Nepali da alles den Berg hoch tragen: Bettgestelle inklusive Matratzen, bis zu 4 Rucksäcke (und damit meine ich nicht die Kleinen) und das dann alles am Besten noch in FlipFlops. Auf einer Hütte erfahren wir, dass die Porter bis zu 80kg tragen können, weitaus mehr als das eigene Körpergewicht (natürlich nur auf kürzeren Distanzen). Leider sind sie sehr schlecht bezahlt und ich bin umso stolzer, dass ich meinen Rucksack selbst schleppe.
Nach unserer Mittagspause in Banthani wird der Aufstieg etwas abwechslungsreicher. Es gibt ebenere Stücken und ein bisschen Waldweg, Brücken über Wasserfälle an denen buddhistische Gebetsfähnchen flattern und meine Stimmung und Kondition ist besser als noch am Morgen. Dazu kommt natürlich auch die wunderschöne Landschaft die uns umgibt und am Ende des Tages ist alles gut. Das Ortsschild von Ghorephani erscheint schneller als gedacht und nach einigen zusätzlichen Steinstufen sind wir am Ende des Ortes, am Ende unserer Kraft aber auch direkt am Zustieg zum Poon Hill, yeah.
Tag 3: Rauf auf den Poon Hill – 3.210 Meter über dem Meeresspiegel
Wer zeitig schlafen geht, ist auch bei Sonnenaufgang wach. Wir haben beschlossen dass wir uns keinen Wecker stellen um den Sonnenaufgang am Poon Hill zu erleben aber unsere Berghütte hat eine kleine Aussichtsplattform. Also raus aus dem Schlafsack, rein in die Klamotten und den Sonnenaufgang auf der Terrasse erleben. Es ist ziemlich beeindruckend einige der höchsten Berge der Welt so aneinandergereiht vor einem zu sehen, man könnte fast vergessen dass es arschkalt ist und man jetzt gerne einen warmen Tee hätte. Nachdem genau dieses Bedürfnis erfüllt war geht es aber doch noch nach oben, die letzten 300 Höhenmeter und der berühmte Poon Hill warten. Endlich auf unseren 3.210m angekommen sehen wir Nichts, außer Nebel. Egal, wir warten, haben Hoffnung, aber außer ein paar Wolkenlücken gibt es für uns Nichts zu sehen. Ein bisschen schade ist das schon aber wir hatten ja schon einen ganz guten Blick heute Morgen. Hungrig und durchgefroren machen wir uns an den Abstieg. Morgen wartet ein weiterer Tag Bewegung auf uns.
Tag 4: Von Ghorephani nach Tadapani (2.675m) – stetig auf und ab
Der vierte Tag beschert uns einen wahnsinnig tollen Sonnenaufgang auf unserer kleinen Terrasse, wer brauch bei dem Anblick schon den Poon Hill? Für uns geht es heute aber weiter. Dieser Teil des Weges bietet uns nochmal ein paar wunschöne Aussichtspunkte, wehende Gebetsfähnchen im Sonnenschein und ein stetiges Auf und Ab, hoch und runter und runter und wieder hoch, bis nach Tadapani. Die beiden Städte haben keinen großen Höhenunterschied aber durch das viel Auf und Ab, sind die alten Knien am Ende des Tages nicht mehr in bester Verfassung. Wenigstens machen die Wanderschuhe sich bezahlt. Ich erinnere mich an dem Abstieg vom Olymp zwei Jahre zuvor und die 3 Tage anhaltenden Schmerzen bei jeder Treppe danach. Der Tag endet für uns in einer warmen Berghütte mit der kreativen Ausweitung bestehender Stadt, Land, Fluß Kategorien – ein bisschen wie Ferienlager.
Tag 5: Von Tantophani nach Kimche (1760m) oder die Busfahrt aus der Hölle
Der letzte Morgen in den Bergen begrüßt und mit einem Sonnenaufgang mit Blick auf den Machapucharé, dem heiligen Berg. Wir frühstücken komplett eingemummelt draußen in der Sonne und brechen gutgelaunt zum finalen Abstieg auf. Der letzte Teil der Strecke ist entspannt. Nach einer Mittagspause in Ghandruk und den letzten Metern nach unten, haben wir das Glück dass in Kimche gerade ein Bus steht der uns bis nach Pokhara fahren wird. In diesem Moment sollten wir noch nicht ahnen das Busfahren in den Bergen von Nepal derartige Adrenalinschübe auslösen kann. Eine unbefestigte, einspurige Straße mit einem ziemlich tiefen Abhang an der Seite und einem Bus der die besten Jahre lange hinter sich gelassen hat sind keine gute Kombination. Drei Stunden, ein Gewitter, eine überflutete Straße und unzählige Huckel später, sind wir wieder in Pokhara und so endet unser kleiner Ausflug in die Berge.
Wer sich nicht vorstellen kann wie diese Busfahrt verlaufen ist, kann gerne einen Blick auf dieses Formschöne Video werfen…
Eine Antwort
Viktor
Ich glaube ja immer noch, dass diese Busfahrt das gefährlichste war was wir in Nepal gemacht haben …