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Cherrapunjee – Auszeit irgendwo im Nirgendwo

eingetragen in: Allgemein // General, Indien | 1

Auf unserem Weg nach Cherrapunjee machen wir erstmal eine kleine Zwischenstation in Shillong, der Hauptstadt des Bundesstaates Meghalaya. Shillong ist ein verschlafenes Städtchen aber verschafft uns eine gute Einführung in die spezielle Kultur die in den sieben Schwesterstaaten von Nordostindien existiert. Das Don Bosco Museum of Indigenous Cultures gibt uns nämlich nicht nur einen Überblick über die verschiedenen Stämme hier im Nordosten, sondern hat auch eine beträchtliche Sammlung an Gegenständen die noch heute zum Jagen, Fischen und Musik machen benutzet werden.
Der Nordosten ist ein komplett anderes Indien und viele Menschen hier sehen sich nicht als Inder. Das liegt einerseits an der isolierten Lage und andererseits an der Bevölkerung, die in Teilen in Sprache, Aussehen und Gebräuchen eher den Einwohnern Südostasiens gleicht. Es gibt eine Vielzahl an Volksstämmen die ihre Kultur pflegen und tewilweise durch die Isolation in den Bergen erst in den letzten Jahren überhaupt mit Touristen in Berührung gekommen sind. In Nagaland z.B. wurde das Abschlagen der Köpfe von Stammesgegnern erst 1953 offiziell verboten. Es gibt hier also viel zu entdecken und es ist schon fast eine Schande, dass wir nicht genügend Zeit für Alles haben.

Nach zwei Tagen in Shillong fahren wir weiter in den Süden, nach Cherrapunjee, einer der regenreichsten Orte der Welt. Cherrapunjee, oder auch Sohra genannt, liegt auf einem Plateau auf 1.400m und von hier blickt man runter auf das Flachland von Bangladesch. Das ist auch der Grund für den starken Niederschlag. Das eigentliche Ziel unseres Aufenthalts hier sind aber die berühmten Root Bridges weiter unten im Tal. Seit Jahrhunderten nutzen die Khasi-Stämme die Wurzeln der Bäume um sie zu Brücken zu formen. Der Prozess kann 10-15 Jahre dauern aber einmal fertig, halten sie bis zu 600 Jahre. Wir beschließen ein paar Tage unten im Tal zu bleiben denn wir haben von anderen Reisenden erfahren, dass es dort wunderschön ist und es riesengroße Schmetterlinge gibt. Den Zusatz mit den riesengroßen Kakerlaken verdränge ich an dieser Stelle. Den Großteil unseres Gepäcks können wir in Cherrapunjee lassen und so machen wir uns auf einen schweißtreibenden Marsch tief nach unten in den Dschungel.

Über wackelige Brücken und an den ersten Root Bridges und kleinen Siedlungen vorbei, geht es immer weiter nach unten. Wir begegnen Zikaden die so laut sind, dass man sich die Ohren zuhalten möchte und immer wieder wunderschöne Schmetterlinge. Je weiter wir nach unten kommen umso feuchter wird die Luft und mir graut es schon vor dem Aufstieg, den wir in eingem Tagen vor uns haben aber einmal in Nongriath angekommen, sind die Strapazen vergessen. Wir finden Unterschlupf in einem Homestay und statt einer Dusche gibt nehmen wir ein Bad in einem natürlichen Pool mit Blick auf die Doppeldecker-Brücke. Hier unten gibt es nicht viel außer ein paar Häusern, der Doppeldeckerbrücke und den Pools aber das ist uns recht. Es ist ein idealer Ort um abzuschalten, kein Internet oder Telefon, nur der einzigartige Blick auf die Hügel drumherum und die gute Gesellschaft der drei anderen Gäste und unserer Gastgeberfamilie. Byron ist ein Khasi und hat nicht nur einen freien Geist und eine besondere Sicht auf das Leben, sondern kocht uns auch das beste Essen dieser Reise seit Griechenland. Die regnerischen Abende verbringen wir unterm Vordach mit guten Gesprächen und selbstkomponierten Liedern auf der Gitarre, stetige Beobachter dabei sind ein paar riesige Spinnen. Unser Gastgeber meint wir bräuchten keine Angst haben, das wären ja noch die kleineren Exemplare. Wenn wir aber eine Große sehen, dann sollen wir sie fangen, er könnte sie für uns zubereiten. Zum Glück bleibt es aber bei den „kleinen“ Krabbeltieren und auch riesige Kakerlaken bekommen wir nicht zu Gesicht. Das ist mir zumindest ganz recht, denn Schmetterlinge sind mir wesentlich lieber.
Zeit spielt hier unten im Tal zwar eigentlich keine Rolle aber wir müssen leider trotzdem weiter. Früh morgens im strömenden Regen machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung Zivilisation und verabschieden uns schweren Herzens von dem kleinen Paradies.

cherapunjee - mountains



Reiseinformationen Guwahati nach Shillong:
Die shared Jeeps fahren direkt vorm Bahnhof ab (Haupteingang raus und dann geradeaus oder links). Die Straße ist die beste die ich in Indien gesehen habe.
– Dauer: ca. 3 Stunden
– Entfernung: 100 km
– Preis: 170 IDR pro Person

Reiseinformationen Shillong nach Cherrapunjee:
– Dauer: ca. 1,5 Stunden
– Entfernung: 54 km
– Preis: 70 IDR pro Person

Eine Antwort

  1. Claudi
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    Das klingt ganz wunderbar – wie total aus der Zeit gefallen und ein krasser Kontrast zu dem Indien der Großstädte, was Ihr davor kennengelernt habt. Muss ein guter Ort sein um die Seele baumeln zu lassen und runterzukommen!

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